Musik - der Herzschlag der Reformation

Sun, 03 Nov 2024 09:33:20 +0000 von Bettina Sangerhausen

© B. Sangerhausen
Ökumenischer Gottesdienst Reformationsgottesdienst in Hann. Münden
Das gemeinsame Singen sei einer der Gründe, warum Menschen gerne in Gottesdienste gehen, sagt Musikwissenschaftler Prof. Dr. Timm Siering. Er war zu Gast beim ökumenischen Gespräch zu Kirche und Gesellschaft am Reformationstag in St. Blasius, Hann. Münden. Die Musik sei Luther genauso wichtig gewesen wie die Predigt und sollte die Botschaft in die Herzen tragen. Ob das klappt, sei indes schwer zu steuern, die emotionale Seite der Musik aber unbestritten.

„Die Kirche zum Singen bringen…“ war der Titel des diesjährigen ökumenischen Gesprächs, rechtzeitig zum 500. Jubiläum des evangelischen Gesangbuchs. Eingeladen hatten die Evangelisch-lutherische Stadtkirchengemeinde Münden, die Evangelisch-reformierte Kirche und die katholische St. Elisabeth Gemeinde Hann. Münden. 
Ernst-Ulrich Göttges, Pastor der Evangelisch-reformierten Kirche, und Marit Günther, Superintendentin im Kirchenkreis Göttingen-Münden, moderierten.  Kirchenmusikdirektor Detlef Renneberg begleitete nicht nur, sondern verlieh mit seiner Interpretation des Kirchenliedes „Ins Wasser fällt ein Stein“ in ungewohnten Variationen an der Orgel einen neuen Klang.

Der Herzschlag der Reformation sei die Musik, sagte Superintendentin Günther, der Gemeindegesang ihr Merkmal. Und den hatten sich die frühen Gemeinden nicht nehmen lassen, auch dort, wo es der Obrigkeit gar nicht gefiel. Musik und Bewegung gehörten von Anfang an zu Gottesdiensten dazu, skizzierte Dr. Siering. Der Begriff „Choral“ bedeute „Kreistanz“, „Musik ist Bewegung“. Sie ereigne sich aber auch immer in der Zeit, in der sie erklinge, und sei nur schwer festzuhalten.

Kirchenmusikalische Veranstaltungen, so Pastor Göttges, seien gut besucht. Selbst singen hingegen wollen aber immer weniger. Manchmal liegt´s an den Texten, die so alt sind, dass sie keiner mehr versteht. Diese werden zunehmend umgearbeitet, damit ihre Botschaft wieder ankommt, so Siering. Musikalisch sind den einen die altvertrauten Weisen lieber, während es für die anderen auch gerne Rock und Pop sein darf. Das ist ein „Aufregerthema“ – für Siering ein positives Zeichen: „Solange man sich über ein Thema aufregt, ist es ja noch wichtig, da kann man ins Gespräch kommen.“

Um nicht nur ins Gespräch, sondern auch in den gemeinsamen Gesang zu kommen, hat Musikwissenschaftler und -pädagoge Siering Kirchensänger:innen ausgebildet. Sie sei dazu eher zufällig gekommen, berichtete eine von ihnen, Claudia Fahrenholtz. Im ersten Seminar gelandet hatte sie angenommen, jetzt Kirchenlieder zu üben, um dann in der Bank zwischen Gemeindegliedern zu sitzen und den Gesang zu verstärken. „Vor der Gemeinde stehen, anstimmen und vorsingen war eigentlich nicht mein Plan“, sagt sie lachend. Aber sie hat sich schnell von der Idee begeistern lassen und macht jetzt Mut zum Mitsingen. 

Über musikalischen Mut nicht nur reden, sondern ihn auch beweisen, hieß es dann für Marit Günther und Ernst-Ulrich Göttges, die mit Dr. Timm Siering zum Abschluss als Posaunentrio auftraten.  
Quelle: Bettina Sangerhausen
Claudia Fahrenholtz, Prof. Dr. Timm Siering, Detlef Renneberg, Marit Günther, Ernst-Ulrich Göttges (von links).
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