Andacht zu Karfreitag von Superintendent Dr. Frank Uhlhorn

Thu, 28 Mar 2024 22:00:00 +0000 von Jeanine Rudat

© Jens Schulze
„Er spürte, dass er aus langem Schlaf erwachte. Es war Sommer, nach dem zu urteilen, was er sah. Eine Schwere lag in der Luft, die sich über die süßen Düfte von Rasen, Blatt und Blume legte. Er spürte eine Verlagerung, die seinen Kopf fixierte, und er dachte: So ist das also!“

Stoner aus William Edward Stoners Roman „Stoner“ stirbtIst es so? Gar nicht schlimm? Ist Jesus gestorben, um uns im Sterben Frieden zu schenken?

Die Tradition sieht es dramatischer: „O Haupt voll Blut und Wunden, voll Schmerz und voller Hohn.“ Das Kreuz ist auch Anklage. So sinniert Stoner noch kurz vor seinem Tod, dass er Liebe hätte haben können, aber nicht gewusst hat, was er damit hätte anfangen sollen. Wir sind am Karfreitag aufgefordert, an uns das zu sehen, was nicht gut, nicht richtig, nicht schön ist.

Die Tradition sagt aber auch: Das Kreuz ist genauso Gnade. Der Himmel will dem Angeklagten den Gekreuzigten als Anwalt stellen. Der für ihn eintritt, wenn Entschuldigungen nichts mehr nützen. Ihn vor Gericht schützt. Ist das nur ein Bild einer alten Zeit mit eigenen Ängsten und Hoffnungen?

Für die moderne Logik fordert Philosoph Gotthard Günter, dass eine Unabgeschlossenheit einkalkuliert werden muss.

Vielleicht ist das dieses Jahr Karfreitag: Dass die Rechnung nicht so einfach aufgeht, wie wir oft meinen. Dass wir wieder von vorn anfangen müssen, nachzudenken wie die Gesellschaft und unser eigenes Leben gelingen kann. Dass es dazu auch des Zeichens, das Rechnungen durchkreuzt, bedarf. Amen. 
Bestätigen

Bist du sicher?