„Wir können dankbar sein für die Reflexe, die in unserem Körper stecken. Von Natur aus schützen sie uns vor Gefahren und Verletzungen, stellen eine Überlebensvoraussetzung dar. Unser Augenlidreflex und der Greifreflex bei Säuglingen sind Beispiele hierfür. Manche reflexartigen Forderungen und Haltungsbekundungen meiner Mitmenschen machen mich nachdenklich. Ob es z. B. der Ruf ist, die sogenannten Klimakleber ins Gefängnis zu stecken, die Forderung nach dem grausamen Attentat in Solingen, alle Syrer wieder nach Hause zu schicken oder die "Penner" aus der Stadt zu verbannen, die allein für den Schmutz in der Stadt verantwortlich sein sollen. Es ist wieder gängige Praxis, sofort gleich ganze Gruppen als Sündenböcke zu missbrauchen und ohne mildernde Umstände in Gänze verbal zu verurteilen. Schützen uns solche wohlmöglich erlernten Reflexe auch?
Nein, sie führen uns noch weiter weg von einer heilen Welt, nach der sich die Menschen so sehnen. Natürlich ist nicht jede Kritik gleich Rassismus. Wir dürfen solche generalisierenden Ansichten/Positionen nicht überhören, sondern müssen diese ernst nehmen und uns damit auseinandersetzen. Wir können das, indem wir eine positive Lebenshaltung entgegensetzen. Menschen sind Beziehungswesen. Halten sie sich auf Abstand, können sie sich nicht begegnen und einander verstehen. Fangen wir deshalb jeden Tag von Neuem an mit dem Römer 12, 21: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ In diesem Sinn erlernte Reflexe schützen den Einzelnen und unsere Gesellschaft nachhaltig."
Jörg Mannigel
Geschäftsführer des Diakoniverbands Göttingen-Münden
Jörg Mannigel
Geschäftsführer des Diakoniverbands Göttingen-Münden