Fast 22 Jahre lang war Dr. Dagmar Henze Pastorin in Obernjesa. Sie hat den Ev.-luth. Kirchengemeindeverband FriedO (Friedland/Obernjesa) mit aufgebaut und sagt von sich „ich lebe hier diese Gemeinden“. Dennoch hat sie sich ganz bewusst dazu entschieden, nun aufzubrechen: Am Samstag, 4. Februar, wird Dr. Henze als Pastorin in der Region FriedO verabschiedet. Der Gottesdienst wird in der St. Marienkirche in Obernjesa gefeiert und beginnt um 17 Uhr.
Es falle ihr schwer, aufzuhören, doch „ich gehe, weil ich sehe, dass ich hier nicht mehr gut bin“, sagt sie. Seit 15.10.2018 arbeitet sie auch im Haus kirchlicher Dienste in Göttingen mit, wo sie Referentin für das Projekt Alternde Gesellschaft und Gemeindepraxis ist, Leiterin des Fachbereichs Erwachsene und inzwischen auch 2. Stellvertretende Direktorin. Das sind zwei anspruchsvolle Teilzeitstellen, von denen eigentlich jede volle Aufmerksamkeit erfordert. Beides zusammen funktionierte nicht mehr, jedenfalls nicht, wenn sie ihren eigenen Ansprüchen gerecht werden wolle, beschreibt es die scheidende Pastorin. Die Gemeinde brauche jemanden, der da ist. Während der Corona-Zeit habe sich vieles verändert. Es seien zarte Pflänzchen gekeimt, aus denen nun Neues wachsen wolle, was gepflegt werden müsse. Auch die Gestaltung der seit dem 1.1.2023 bestehenden neuen größeren Region Friedland Rosdorf erfordere viel Zeit, Präsenz vor Ort und volles Engagement. Zugleich ist ihr aber auch die landeskirchliche Seniorenarbeit sehr ans Herz gewachsen. Da sei sie um eine Entscheidung nicht mehr umhin gekommen.
Die gebürtige Mündenerin hat nach dem Abitur am Mündener Grotefend-Gymnasium in Göttingen studiert. In Hann. Münden absolvierte sie ein berufsbegleitendes Vikariat, während sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Prof. Dr. Luise Schottroff in Kassel tätig war, um einige ihrer beruflichen Stationen zu nennen. Sie war viele Jahre stellvertretende Superintendentin im Kirchenkreis Göttingen. Hier hat sie sich ganz besonders im Kita-Bereich und in der Diakonie engagiert.
Regionale Kooperation in allen Facetten ist für Dr. Dagmar Henze schon lange ein zentrales Thema. Drei Leitfragen nennt sie dazu: Was können wir gemeinsam besser machen? Was muss bleiben, wie es ist? Und: Was können wir getrost lassen? Probleme löst sie am liebsten kreativ, und ebenso kreativ durften auch die Gottesdienste sein: „Krimi-, Literatur-, Film- oder Frühstücksgottesdienste – es gibt keinen Gottesdienst, den wir nicht gefeiert haben“, sagt sie. Manchmal helfe auch der schwäbische Grundsatz „spare in der Zeit, dann hast du in der Not“. So habe FriedO mit seinem multiprofessionellen Pfarramt es geschafft, Geld für die Teilzeitstellen eines Mitarbeiters im pfarramtlichen Dienst, für einen Jugenddiakon und eine Seniorenbeauftragte umschichten zu können, nennt sie ein Beispiel.
War anfangs die Familienarbeit einer ihrer Schwerpunkte, sei ihr nun die Seniorenarbeit mehr und mehr ans Herz gewachsen. Und auch, wenn sie selbst völlig unmusikalisch sei – „ich kann keinen Ton singen“ – ist ihr die Kirchenmusik sehr wichtig, speziell die kirchliche Popularmusik.
Das klingt alles danach, dass für Hobbies in den vergangenen 22 Jahren nicht viel Zeit blieb. Aber das trennt Dagmar Henze nicht so strikt: „Ich habe das Glück, dass ich einen Beruf habe, in dem ich einfach leben kann und beruflich und privat nicht immer trennen muss.“
Für Dagmar Henze waren die knapp 22 Jahre als Pastorin der Kirchengemeinden Obernjesa, Dramfeld und Atzenhausen-Dahlenrode prägend. Viele Verbindungen werden sicher erhalten bleiben.