Mit dem „Schellenengel“ von Paul Klee fing alles an: Mit wenigen Linien hat der Künstler das himmlische Wesen skizziert, ein verschmitzt lächelnder Engel, der ein kleines Narren-Glöckchen an seinem Gewand mit seinen Schritten zum Klingen bringt. Diese Zeichnung habe sie schon in ihrer Schulzeit begleitet, erzählt Helga Reimann, als Teil einer Kunst-Postkartensammlung. Heute ist ihre Interpretation des Schellenengels eines von vielen Engel-Bildern der Künstlerin, in denen sie sich intensiv mit dem Leben und Werk von Paul Klee auseinandersetzt. Eine Auswahl davon ist vom 3. Dezember 2023 bis zum 14. Januar 2024 in der St. Blasius Kirche in Hann. Münden zu sehen. „Engel… und mehr. Eine Hommage an Paul Klee“ ist die Ausstellung überschrieben, die nach den Gottesdiensten und außerdem an den Adventswochenenden samstags und sonntags, 11 bis 17 Uhr, in der Kirche besucht werden kann. Weitere Öffnungszeiten werden noch bekannt gegeben. Der Eintritt ist frei. Im Gottesdienst am Sonntag, 3. Dezember, 10 Uhr, wird die Ausstellung eröffnet.
Helga Reimann hat die minimalistischen Skizzen aus den letzten Lebensjahren des Künstlers Klee nicht einfach mit Farbe gefüllt, sondern mit ihrer Farb- und Collagetechnik die Botschaft der verschiedenen Charaktere aufgenommen und sie mit anderen Arbeiten Klees kombiniert. Dabei geht es ihr immer darum, das, was Klee mit den Zeichnungen ausdrücken wollte, deutlicher sichtbar zu machen und die Symbolik weiter auszuarbeiten. Eine Ausstellung in der Torhaus-Galerie in Göttingen 2015 gab den Anstoß dazu. Damals habe sie begonnen, zu Paul Klee zu recherchieren, nahm Kontakt auf zum Kunstmuseum in Bern.
Zu jeder Umriss-Zeichnung sucht sie sich andere Klee-Bilder, die dazu passen. Drucke dieser Bilder verwendet sie in ihrer Collage-Technik und ergänzt diese mit Farbe. So trägt der Engel in „In Engelshut auf steilem Weg“ eine Familie über eine italienische Landschaft, die Klee einst malte. Andere Engel tragen Gewänder, die aus Gemälden des Künstlers zusammengesetzt sind. Freundliche, warme Farben herrschen dabei vor. In „Der Fels der Engel“ hat Helga Reimann die Biografie des Künstlers ganz plastisch aufgegriffen: Der Fels, mit Strukturpaste dick aufgetragen, ist buchstäblich brüchig und versinnbildlicht damit die Krankheit Klees, die ihm das Malen mit brüchigen Händen zunehmend erschwerte. Die Engel malte Klee in einer Zeit der persönlichen Krise, und doch sind sie heiter und positiv. Einst Maler luftiger, strahlender Aquarelle, blieb ihm zuletzt nur noch das einfache Skizzieren. In dieses habe er aber so unglaublich viel Ausdruck gelegt, dass die Skizzen praktisch nach Farbe rufen.
Diesem Ruf ist Helga Reimann gefolgt und schärft mit ihren Bildern einerseits den Blick auf den Künstler, der 1940 verstarb, schafft zugleich aber auch etwas ganz Eigenes – also eine Hommage im besten Sinne. Die Bilder laden die Betrachter*innen ein, in Ruhe ganz genau hinzusehen und die Botschaften zu entdecken.
Helga Reimann arbeitet in ihrem Atelier EigenArt in Dransfeld. Acrylmalerei und Collagen, aber auch die Arbeit mit farbiger Erde sind ihr Metier. Ihre Arbeiten waren bereits in zahlreichen Ausstellungen in der Region, aber auch in Melle und Einbeck zu sehen.
Für die Besucher*innen der Ausstellung in St. Blasius hat sie meditative Texte von Ingrid Riedel zu jedem Bild bereitgelegt, zum Stöbern und zum Mitnehmen. Die jüngsten Kunstfreund*innen können am Maltisch in St. Blasius selbst kreativ werden und den „Schellenengel“ farbig gestalten.
Mehr von Helga Reimann auf: www.eigenartreimann.de
Mehr zu Veranstaltungen in St. Blasius: https://www.stadtkirche-muenden.de/
Mehr zu Veranstaltungen in St. Blasius: https://www.stadtkirche-muenden.de/